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Ist der Killerinstinkt eines Serienmörders vererbbar?
Adam
Status: Fertig
Der letzte Blick in die Augen
Cover
„NEIN! Bitte, Daddy, hör auf! AUA!“ watsch, watsch! Eine Ohrfeige nach der anderen saß in seinem
Gesicht. Immer wieder und immer härter wurden die Schläge von seinem Vater auf seinem Gesicht. Schon
glühten seine Wangen feuerrot „Das ist erst der Anfang, mein Junge!“ drohte ihm sein Vater und
Adam wusste, dass es erst der Anfang war. Am Ende würde er nicht mal mehr gehen können, oder wieder
im Krankenhaus landen. Wie schon so oft zuvor, bei Freunden hieß er nur doch Tollpatsch oder Tölpel
. „Der Junge ist so ungeschickt die Treppe runter gestürzt, da konnte ich ihn nicht mehr aufhalten...“
waren die Worte seines Vaters gewesen, als der Arzt ihn verwundert über das Ausmaß der Verletzungen
angeschaut hatte. Dabei hatte sein eigener Vater ihn die Treppe herunter geschmissen. Unten war er
dann auf ihn rauf und hatte ihm noch eine Tracht voll Prügel verabreicht. Und das auch nur, weil
Adam 5 Minuten zu spät zum Abendbrot gekommen war. Und nun? Nun war er pünktlich gekommen, hatte
alles freundlich gemacht, (Mülleimer runter, Küche säubern, Flur saugen, Badezimmer säubern, Bier
holen, usw.) aber aus irgendeinem Grund war sein Vater nicht mit ihm zufrieden gewesen oder hatte
schon wieder zu viel Bier getrunken. „Nun mach doch schon schneller. Wir sind hier ja nicht in einem
Hotel, wo sich alles von alleine erledigt! Wenn du nicht immer draußen bei deinen Freunden wärst,
dann könntest du das alles so schön am Nachmittag machen! Und stell den Staubsauger wieder zurück!“
er hatte noch nicht mal fertig gesaugt, da kam sein Vater aus dem Wohnzimmer in den Flur und schlug
von hinten auf ihn ein! „Hörst du mir überhaupt noch zu!“ schrie er Adam in die Ohren „Hallo ich
rede mit dir!“ aber Adam blieb stumm. Stumm wie er immer blieb, wenn sein Vater ihn anschrie. Stumm,
weil er keine Worte kannte, keine Worte wusste, die er sagen konnte. Schon hatte er die erste
Ohrfeige hängen, und die 2. und 3. folgte sofort. Dann wurde er hochgehoben und durch die Wohnung
geschleudert, gegen Wände geworfen, so dass ihm alle seine Knochen schmerzten. „Steh auf!“ blökte
sein Vater ihn an, als er jämmerlich in der Ecke lag und nach Luft rang. Er versuchte es, kippte
aber bei jedem Versuch wieder zurück, da seine Beine ihm den Dienst versagten. „Versager! Einen
nichtsnutzigen, andauernd spielenden Versager hab ich in die Welt gesetzt! Aber das kann er nur von
seiner Mutter haben, dieser Schlampe! Verlassen hat die mich, alleine gelassen mit diesem frechen
Gör!“ sein Vater packte ihn, schüttelte ihn und beförderte ihn ins Wohnzimmer. Nach ein paar
weiteren Schlägen, wobei unter anderem sein Nasenbein gebrochen wurde, buxierte er ihn zu Balkontür.
Adam selber bekam davon nur wenig mit, er versuchte seine Gedanken auf ein anderes Thema zu lenken.
Dachte an die Musik, Musik war sein Leben. Für sein Leben gerne spielte er Gitarre. Sein Vater
schleifte ihn zum Geländer. Sie waren ihm dritten Stock eines Hochhauses, in dem sie nie gewohnt
hatten und in Gedanken schrieb Adam gerade ein Lied. „Schau da runter! Mach die Augen auf und schau
runter!“ befahl sein Vater, der früher mal bei der Bundeswehr gewesen war. Nun aber aufgrund einer
delikaten Angelegenheit vom Dienst suspendiert war – auf unbestimmte Zeit. „Machst du jetzt wohl mal
deine scheiß Augen auf und schaust da runter, du Versager!“ sein Vater stupste ihn über das
Geländer, er hing nun fast frei über der Rasenfläche, die um ihren Wohnblock war. Aber wir haben
nie in einem Hochhaus gelebt? Sein Vater ließ eine Hand los. „NEIN!“ schrie Adam heiser, es war das
erste mal, dass er während einer Prügelsaison mit seinem Vater sprach. „Wie bitte! Du wagst es
deinem Vater zu widersprechen! Außerdem redest du mich immer noch mit Sir an!“ „Ja, Sir“ brachte er
leise und unterwürfig hervor. Immer dieses Sir! Sein Vater bestand darauf, ach wenn er doch bloß
abhauen könnte. Einfach nur weg! „Ich kann dich nicht verstehen, Rekrut! Sprich lauter und nimm
gefälligst Haltung an!“ witzig! Wie soll einer, der in der Luft hängt und nur von einer Hand noch
gehalten wurde Haltung annehmen? „JA, SIR!“ brüllte er, so laut er konnte und versuchte sich so
gerade zu machen, wie es ging. „Na bitte, geht doch“ sprach sein Vater, ließ die 2. Hand nun auch
los und Adam fiel in die Tiefe! Über ihm hörte er seinen Vater lachen, lachen und wieder lachen!
Adam aber fiel, fiel immer weiter, fiel endlos, fiel ins Leere. Sah er nach unten, dort war alles
Schwarz, sah er nach oben, war dort ebenfalls alles Schwarz. Neben ihm auch. Einfach überall war
Schwarz und er fiel immer noch! Panisch bewegte er seine Arme und atmete ruckartig ein und aus.
Plötzlich gab es einen Aufschlag, er spürte aber keinen harten Untergrund unter sich, er war weich,
aber kein Rasen. Dann hörte er ein Klick, Klack, Klick, Klack, welches nur von einer Uhr stammen
konnte. Aber immer noch umgab ihn diese Schwärze. Diese unendlich tiefe Schwärze, welche ein
Durchdringen unmöglich machte.
Langsam öffnete er die Augen, nahm Gegenstände wahr, sah sein Bett, sah seine Uhr, sah an sich
runter. Keine blauen Flecke, keine Wunden, schon seit Jahren nicht mehr! Zum Glück. Das war nur ein
blöder Alptraum, Adam. Du bist aus dem Bett gefallen, es ist alles in Ordnung. Dein Vater ist seit
über 20 Jahren tot. Gestorben an einem Herzanfall, als er dich gerade mal wieder verprügelt hat und
du hast ihn dann liegen lassen und bist weggerannt – Mörder! Ja, er war ein Mörder, aber sein Vater
war auch einer, dass hatte er dann im nachhinein herausgefunden, er hat seine Rekruten regelrecht
in den Tod getrieben. 17 von ihnen sind damals qualvoll ums Leben gekommen, die restlichen 6 waren
schwer verletzt. Inzwischen leben sie alle nicht mehr. Nur du lebst noch, Adam und das ist gut so.
Du hast nämlich noch viel vor dir.
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